© Mathias Bothor

Katja Scholtz

KURZ

Geboren 1971 in Hattingen, aufgewachsen in Bochum, Studium der englischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaften, Jobs in unterschiedlichen Verlagen, am längsten und liebsten bei mare, jetzt freischaffend.

LÄNGER

Ich bin in im Ruhrgebiet aufgewachsen, und als ich mit der Schule fertig war, konnte ich wählen zwischen Auto und Wohnung. Auto hätte bedeutet: Uni in Bochum. Wohnung bedeutete: Freiheit. Ich musste nicht lang überlegen und zog im Sommer 1991 nach Freiburg. Damals passte mein gesamtes Leben noch in einen einzigen grünen Koffer. Ich schrieb mich ein für Anglistik, Germanistik und Philosophie, ging nach dem Grundstudium nach Schottland, studierte ein Jahr in Aberdeen am King’s College und wechselte danach nach Bonn, wo ich die Philosophie gegen Pädagogik eintauschte, aber nur, um keine Diskussionen über meine berufliche Zukunft führen zu müssen. Das Staatsexamen ließ Möglichkeiten offen, die ich allerdings nie in Betracht zog, denn ich wollte unbedingt Lektorin werden. „Solche Stellen sind doch Orchideen“, sagte mein Vater. Aber ich hatte Glück (ich hatte überhaupt sehr oft Glück im Leben) und wurde Lektorin: zuerst in Zürich beim legendären Haffmans Verlag, dann in München bei Heyne, wo ich das Handwerk des Berufs lernte und außerdem Tischfußball, dann bei Suhrkamp in Frankfurt, wo ich mir ein spezielles Entree verschaffte, indem ich mich, um rasch Kontakte zu knüpfen, einer Tippgemeinschaft anschloss und den EM-Sieg Griechenlands korrekt voraussagte (ich habe von Fußball keine Ahnung). Auf die Frankfurter Jahre folgte ein kurzes Intermezzo als Programmleiterin der DVA in München, bevor ich 2008 endlich in der Stadt ankam, in die ich sowieso immer gewollt hatte: Hamburg. Hier fand ich Arbeit bei mare, einem der schönsten deutschen Verlage überhaupt, noch dazu unabhängig und mit Sitz in der Speicherstadt. Konnte es irgendwie besser werden? Nein. Weil ich aber neben meinem Beruf als Lektorin und Programmgestalterin immer schon andere Sachen machen wollte und nach 25 Verlagsjahren Sehnsucht nach Veränderung spürte, habe ich mich im Sommer 2023 aus dem Verlag zurückgezogen. Mein Herz wird immer für mare schlagen, und ich sitze auch nach wie vor am Schreibtisch (ich kann nichts anderes), aber jetzt mit etwas anderen Projekten.

Zu den Autor:innen, die ich betreut und lektoriert habe, zählen Nicholas Sparks, Mary Higgins Clark und Amelie Fried ebenso wie Herbert Feuerstein, Volker Kriegel, David Sedaris, Harry Rowohlt, Lily Brett, Louis Begley, Uwe Kolbe, Christoph Hein, Hans-Ulrich Treichel, Urs Faes, Iso Camartin, Suketu Mehta, William T. Vollmann, Gerbrand Bakker, Otto de Kat, Zora del Buono, Anne von Canal, Ulrike Draesner, Arezu Weitholz u.v.a.m.

ÜBERSETZUNGSANFRAGEN: gerne. Ich liebe (und kann gut) Dialoge und habe aufgrund meiner Erfahrungen als Lektorin eine ganz gute Bandbreite und wenig Berührungsängste. Für die Übersetzung von Julie Otsukas Roman „Wovon wir träumten“ wurde ich gemeinsam mit der Autorin mit dem Albatros-Preis der Günter-Grass-Stiftung ausgezeichnet.