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„Man macht gute Witze, indem man sich viele Witze ausdenkt und dann die nicht so guten wegschmeißt.“

Dominik Bauer, Autor

Wie sieht ein normaler oder idealer Arbeitstag für dich aus, was für einen Rhythmus hast du? Hast du feste Arbeitszeiten oder sehr unterschiedliche?
Meine Hauptarbeit – also Cartoons und Comic-Skripte schreiben für Hauck & Bauer – kann ich mir frei einteilen. Da beginnt der ideale Tag so, dass ich beim Frühstück mit Zeitung schon die ersten Ideen notiere und gar nicht richtig merke, dass ich schon am Arbeiten bin. Wenn ich für TV-Sendungen schreibe, richtet sich meine Arbeitszeit dagegen sehr nach den Abgabeterminen.

 

Kannst du sagen, wie viele Stunden pro Tag du im Durchschnitt netto arbeitest (schreibst, malst, übst)?
Vielleicht ist es zusammengerechnet eine klassische 40-Stunden-Woche, nur mit unterschiedlich langen Arbeitstagen.

 

Wie viel kommt im besten Fall dabei heraus (zwei Seiten, eine Skizze, zwanzig Takte)?
Wenn ich 5 gute Cartoon-Ideen habe, finde ich das als Tagesausbeute o.k. Die meiste Zeit verbringt man mit Ideen, die nicht so gut sind. Aber das gehört dazu. Man macht gute Witze, indem man sich viele Witze ausdenkt und dann die nicht so guten wegschmeißt.

 

Wie viele Stunden kommen durchschnittlich hinzu für „Hintergrundarbeiten“ und alles andere (Recherchen, Bürokram, Akquise, Website, Social Media)? Wie findest du die Balance zwischen all den Aufgaben, die du als freischaffende:r Künstler:in im Blick behalten musst?
Recherchieren muss ich nur für unseren wöchentlichen historischen Cartoon in der „Süddeutschen Zeitung“. Akquise fällt weg, da wir – toitoitoi – sehr gut gebucht sind. Und Social Media hält sich in einem überschaubaren Rahmen, ich poste da alle zwei Tage auf Facebook und Instagram etwas. Twitter ruht endlich in Frieden.

 

Gibt es Wochenenden für dich? Was bedeutet Freizeit?
Ja, am Sonntag arbeite ich nicht. In der Beziehung bin ich immer noch sehr katholisch.

 

Was ist die größte Gefahr für dein künstlerisches Schaffen, wovon lässt du dich ablenken?
Das Gute ist, dass man ja nicht weiß, ob die Ablenkung einen nicht weiterbringt. Die größte Gefahr ist Faulheit.

 

Hast du Strategien, um dich vor Ablenkungen zu schützen?
Ich habe zu Hause fast nichts an den Wänden hängen, das hilft beim Denken.

 

Wie sieht deine Arbeitsumgebung aus, was ist essenziell für dich? Brauchst du zum Beispiel absolute Stille – und wenn ja, wo und wie findest du sie?
Wenn ich nicht zu Hause oder im Büro arbeite, bin ich gerne unter fremden Leuten. Im Park oder in der Bahn zum Beispiel kann ich sehr gut arbeiten. Aufgeschnappte Gesprächsfetzen können natürlich inspirierend sein. Absolute Stille brauche ich nicht, ich kann bei Bedarf ganz gut „auf Durchzug“ schalten.

 

Wann und wo passiert der wichtigste Teil der Arbeit, wo findest du die größte Inspiration? Bei der Arbeit am Schreibtisch oder zufällig – unterwegs, in der Entspannung, auf Reisen, beim Lesen, im Austausch mit anderen Menschen?
In den letzten Jahren immer häufiger beim Lesen. Nicht in Romanen, aber in Zeitungsartikeln, Tagebüchern oder Sachbüchern.

 

Was machst du, wenn nichts klappt – wenn Ideen oder Erfolg ausbleiben oder wenn dir nicht das gelingt, was du dir vorgenommen hast?
Dann mach ich Feierabend und am nächsten Tag weiter. Das passiert mir allerdings nie, wenn es einen dringenden Abgabetermin gibt. In dem Fall hält mich das Adrenalin bei der Stange.

 

Was hilft dir, wenn dein Selbstvertrauen angeschlagen ist (z.B. wegen schlechter Auftragslage, schlechter Kritiken, finanzieller Flaute, schlechter Stimmung)?
Durch unsere Arbeit im Duo haben wir den Vorteil, dass die klassischen Selbstzweifel als Solo-Künstler wegfallen. Wenn wir beide einen Cartoon lustig finden, kann es uns schon nicht mehr so sehr erschüttern, wenn ein Dritter ihn ablehnt. Der einzige Nachteil an der Duo-Arbeit ist, dass alle Honorare durch zwei geteilt werden müssen.

 

Belohnst du dich, wenn du etwas geschafft, ein bestimmtes Ziel erreicht hast?
Bisher nicht, aber gute Idee!

 

Vertraust du auf den Rat anderer oder auf Ratgeber-Literatur? Gibt es Bücher, die dir geholfen haben, Mut zu finden auf deinem künstlerischen Weg?
Ein Buch nicht, aber ein Magazin. Die „Titanic“ war Mitte der Neunziger für mich eine humoristische Offenbarung, auch in ihrer künstlerischen Bandbreite, und sicher auch der Anstoß, „so was“ mal zu probieren.

 

Wie viel bedeutet die Anerkennung deiner Kunst durch andere? Was ist die beste Form der Anerkennung?
Die schönste Anerkennung ist, wenn man unsere Bücher kauft.

 

Wovor hast du Angst?
Was meine Arbeit betrifft, bin ich eigentlich angstfrei. Ich weiß nicht, ob ich das als Cartoonist in Russland auch behaupten könnte.

 

 

@hauckundbauer