„Die größte Gefahr sind wohl meine Selbstzweifel.“
Pascal Cloëtta, Zeichner
Wie sieht ein normaler oder idealer Arbeitstag für dich aus, was für einen Rhythmus hast du?
An einem perfekten Arbeitstag würde ich um halb neun starten, mittags einen Spaziergang machen und danach weiterarbeiten, so lange ich möchte.
Doch die Realität sieht anders aus: Aufgrund der Kinderbetreuung bleibt wenig Spielraum, sodass ich häufig unter Zeitdruck gerate und meine To-do-Liste am Ende des Tages eher länger als kürzer geworden ist.
Kannst du sagen, wie viele Stunden pro Tag du im Durchschnitt netto arbeitest (schreibst, malst, übst)? Wie viel kommt im besten Fall dabei heraus (zwei Seiten, eine Skizze, zwanzig Takte)?
Am Schreibtisch sitze ich mehr oder weniger 6 Stunden – die Arbeit nehme ich dann aber oft im Kopf mit. Die Bilanz eines Tages reicht von einem leeren Blatt Papier bis zu einem meterhohen Stapel an Skizzen.
Wie viele Stunden kommen durchschnittlich hinzu für „Hintergrundarbeiten“ und alles andere (Recherchen, Bürokram, Akquise, Website, Social Media)? Wie findest du die Balance zwischen all den Aufgaben, die du als freischaffende:r Künstler:in im Blick behalten musst?
Ich kann nicht genau sagen, wie viel Zeit ich für jede einzelne Aufgabe benötige, da letztlich alles erledigt sein muss. Manchmal verliere ich mich bei der Recherche und der Bürokram wird oft bis zum Schluss aufgeschoben. Auf Social Media bin ich kaum aktiv – dort schaue ich lieber.
Gibt es Wochenenden für dich? Was bedeutet Freizeit?
Ja, die Wochenenden gehören der Familie. Aber so ganz abgeschaltet ist der Kopf nie und für Inspirationen bin ich immer offen.
Was ist die größte Gefahr für dein künstlerisches Schaffen, wovon lässt du dich ablenken?
Die größte Gefahr sind wohl meine Selbstzweifel. Ablenken lasse ich mich von den Weiten des Internets.
Hast du Strategien, um dich vor Ablenkungen zu schützen?
Nein. Leider nicht. Vielleicht gehört es aber auch einfach dazu, die Gedanken schweifen zu lassen.
Wie sieht deine Arbeitsumgebung aus, was ist essenziell für dich? Brauchst du zum Beispiel absolute Stille – und wenn ja, wo und wie findest du sie?
Am wohlsten fühle ich mich in meinem Arbeitszimmer.
Und obwohl ich es zu schätzen weiß, wenn alles an seinem Platz ist, hält die Ordnung meist nicht lange an. Aber auch im (kreativen) Chaos lässt es sich gut arbeiten – manchmal sogar noch besser. Beim Skizzieren habe ich oft Radio oder Musik im Hintergrund laufen.
Wann und wo passiert der wichtigste Teil der Arbeit, wo findest du die größte Inspiration? Bei der Arbeit am Schreibtisch oder zufällig – unterwegs, in der Entspannung, auf Reisen, beim Lesen, im Austausch mit anderen Menschen?
Der wichtigste Teil meiner Arbeit entsteht am Schreibtisch, während ich skizziere. Manche Ideen erfordern mühsame Arbeit, während mir andere einfach so zufliegen. Inspiration finde ich eigentlich überall.
Oft habe ich ein Blatt Papier in meiner Tasche, um eine Idee zu skizzieren und festzuhalten.
Wie oft oder leicht kommst du in einen kreativen „Flow“, und was hilft dir am meisten, um diesen Zustand zu erreichen?
Es mag paradox klingen, aber ich finde am leichtesten in den „Flow“, wenn ich entweder genügend Freiraum habe oder unter Zeitdruck stehe.
Was machst du, wenn nichts klappt – wenn Ideen oder Erfolg ausbleiben oder wenn dir nicht das gelingt, was du dir vorgenommen hast?
Ich versinke in Selbstzweifel und beiße mich fest.
Was hilft dir, wenn dein Selbstvertrauen angeschlagen ist (z.B. wegen schlechter Auftragslage, schlechter Kritiken, finanzieller Flaute, schlechter Stimmung)?
Eine vertraute Person, die mit dem nötigen Abstand auf die Sache schaut.
Belohnst du dich, wenn du etwas geschafft, ein bestimmtes Ziel erreicht hast?
Nein. Ich suche nach Fehlern.
Vertraust du auf den Rat anderer oder auf Ratgeber-Literatur? Gibt es Bücher, die dir geholfen haben, Mut zu finden auf deinem künstlerischen Weg?
Ich suche keine Ratschläge in Ratgeber-Literatur. Stattdessen ermutigen mich Bücher von oder über Zeichner*innen und Künstler*innen, die mich beeindrucken – und gleichzeitig einschüchtern. Und vor allem vertraue ich auf die Meinung und Kritik meiner Partnerin, was nicht immer leicht für sie ist – für mich allerdings auch nicht.
Wie viel bedeutet die Anerkennung deiner Kunst durch andere? Was ist die beste Form der Anerkennung?
Ein ehrlich gemeintes Lob bedeutet mir viel oder wenn jemand zum Beispiel eine meiner Weihnachtskarten weit über das Verfallsdatum sichtbar aufbewahrt hat.
Wovor hast du Angst?
Was meine Arbeit betrifft, dass meine Kinder mich irgendwann mal dafür belächeln könnten.